Montag, 13. Oktober 2008

Das war BeGeistert 019

Am Wochenende fand das 19. BeGeistert in Düsseldorf statt und es war, soweit ich das beurteilen kann ein weiterer Erfolg. Ich war in der Vergangenheit schon zweimal dabei (ich glaube 2002 und 2003) und meiner Meinung nach hat sich der Geist des BeGeistert in der Zwischenzeit nicht geändert. Vielleicht waren damals ein paar mehr Nicht-Programmierer dabei und der Fokus war natürlich mehr auf der Anwendungsseite; schließlich steckte Haiku noch in seinen OpenBeOS Strampelhöschen...

Heute liegt das Augenmerk eindeutig auf der Entwicklung von Haiku, das sich ja gerade in der spannenden Phase der demnächst kommenden 1. Alpha befindet. Die meisten Coder des europäischen Kernteams von Haiku waren da und diskutierten über Problemlösungen, die sie dann gleich umsetzen und in das Source Repository übertragen konnten, da die Konferenzräume mit einem meist funktionierenden Netzwerkanschluss ausgestattet waren. Der wird ja auch vor allem in der Woche nach dem BeGeistert Wochenende dringend benötigt, wenn während des Haiku Code Sprints programmiert wird auf Teufel komm raus.


Auf dem Bild sehen wir die beiden, möchte mal sagen, Core Coder Tische (v.l.):
Michael Lotz taucht ein in seinen Bildschirm, Alexandre Deckner und Stephan Aßmus stecken gerade die Köpfe zusammen, Axel Dörfler zeigt Ingo Weinhold was 30 cm sind und François Revol zieht gerade eine Grimasse. Tolles Bild. Ich hätte vielleicht doch etwas mehr knipsen sollen...

Wer schönere Bildersammlungen findet, kann sie gern in den Kommentaren verlinken.
Neben François saß normalerweise Jérôme Duval und gegenüber von Stephan, Oliver Tappe.


Ich möchte jetzt nicht alle aufzählen, weil ich bestimmt jemanden vergessen würde. Es war auf alle Fälle ein ziemlich internationaler Haufen, mit einer großen Delegation aus Frankreich. Weitere Gäste kamen aus den Niederlanden, Belgien, Großbritannien, Schweden, Schweiz und Italien.

Da fast alle ihr Laptop, Note- oder Netbook dabei hatten, konnten viele Sachen praktisch direkt am lebenden Objekt demonstriert werden. Einige Bugs konnten so direkt vorgeführt und manche dann auch gleich live gefixt werden. Auch wir Nicht-Programmierer konnten uns gegenseitig helfen und Tips austauschen, z.B. wie man das Buildsystem besser nutzt oder man erfuhr von einige Feinheiten von Icon-O-Matic, die man vorher noch nicht kannte.

Unter anderem zu Icon-O-Matic wurde Stephan Aßmus am Samstag zu einen kleinen spontanen Vortrag genötigt. Er begann mit einem kleinen Statusupdate zu Haiku allgemein und zeigte woran er auch schon auf dem Weg zu BeGeistert am Freitag gearbeitet hat. Er hat dem MediaPlayer Umgang und Verwaltung von Playlisten beigebracht und es gibt die Möglichkeit im Nicht-Overlay Modus skalierte Videos gefiltert darzustellen.
In Icon-O-Matic zeigte Stephan den Anwesenden die grundsätzliche Arbeitsweise. Shapes werden Pfade und Farb-Styles zugeordnet. Mehrere Shapes können auf die gleichen Pfade zurückgreifen und darüber hinaus individuell transformiert oder mit einem Effekt, z.B. einer Kontur, verändert werden. Wird dann später noch einmal der Pfad angepasst, ändern sich automatisch alle auf ihn zugreifenden Shapes. So lässt sich z.B. schön der Schatten eines Objekts erzeugen, der sich bei einer Änderung des Objekts mitändert.
Diese Wiederverwendung von Pfaden und Farb-Styles hat zudem den Effekt, dass die so erstellten Vektoricons außerordentlich klein sind, wodurch die Darstellung beim Einlesen eines Ordners in Tracker sehr flott vonstatten geht.
Neben den Exportmöglichkeiten als PNG, SVG oder für Programmierer interessante Resourcedatei, erklärte uns Stephan den Einsatz der "Level of Detail (LOD)" Einstellungen. Je nach Anzeigegröße des Icons, können Shapes ein- oder ausgeblendet werden. So kann man z.B. Strichstärken bei 16x16 Anzeige durch das eine Shape darstellen und bei allen anderen Größen durch ein anderes.

Dieser Vortrag hatte den Effekt, dass danach auf vielen Bildschirmen Icon-O-Matic zu sehen war und viele anfingen zu experimentieren und sich gegenseitig dabei zu unterstützen das gehörte umzusetzen.

Nachdem Stephan schon so erfolgreich zu einer Präsentation gedrängt wurde, zog Charlie Clark dieselbe Nummer mit François Revol ab. :) Der hatte in den letzten Wochen verstärkt am simplen Browser NetSurf gearbeitet. Wie bei seiner Demonstration zu sehen war, läuft es schon ganz vernünftig. HTML Seiten werden inkl. CSS schön flott gerendert und gescrollt. Auch schön: Selektiert man den Inhalt einer Webseite und kopiert diesen in die Zwischenablage, lässt er sich mitsamt Farben und Formatierung in StyledEdit einfügen.
NetSurf könnte ein kleiner HTML Renderer werden, um z.B. schnell Dokumentation auf dem System darzustellen. Dazu möchte François NetSurf als nächstes Replicant-fähig machen, d.h. er soll sich dadurch nahtlos in andere Programme integrieren lassen. So könnte man einen Replicant auf dem Desktop installieren oder, wichtiger noch, BeHappy (ein Tool zum Lesen der API Dokumentation) bräuchte keinen NetPositive mehr zur Darstellung.


Das sind zwei aufschlussreiche Fotos der beiden Vorträge...


Dann wurde wieder fröhlich weiter gehackt und geschwatzt, bis eine 13-köpfige Gruppe unter Charlies Führung aufbrach, um mitten in der Düsseldorfer Altstadt eine Brauerei zu besichtigen. Es handelte sich um die Traditionsbrauerei "Zum Schlüssel", welches bemerkenswerter Weise genau die Kneipe war, bei der ich am Vortag mit Nicholas Blachford schonmal ein paar Alt schulterte, nachdem wir gemeinsam durch Park und Altstadt geschlendert waren.
Da mehr als die Hälfte von unserer Gruppe kein Deutsch sprachen, musste Charlie übersetzen was uns der Braumeister Interessantes erzählte, als wir den Brauprozess durch enge Gänge und steile Treppen verfolgten. Charlie hat das sehr gut gemacht, gerade im Anbetracht der obskuren Fachausdrücke, die das Brauhandwerk so mitbringt.
Am Ende konnten wir dann endlich das Ergebnis der ganzen Mälzerei in unseren Händen halten und, besser noch, hinter die Binde kippen. Gute Arbeit, Herr Braumeister.


Einmal der Schlüssel von außen (am Vortag geknipst) und einmal Charlie mit leuchtenden Augen zwischen mehreren Hektolitern zukünftigen Alts. Hinter ihm Jérômes Freundin Michaela und... äh, Mist... Matthias? (Bitte verbesser mich einer, wenn ich mich falsch erinnere.)


Während im "Schlüssel" weiterhin im Akkord die Fässer in die praktischen 0,2l Gläser geleert wurden, kämpften wir uns über die stimmungsvolle längste Freiluft-Theke Deutschlands (wahrscheinlich der Welt?) zu einem spanischen Restaurant, bei dem wir leider nur drinnen Platz fanden.
Nach Tapas und mehr verließen wir die Lokalität dann später Richtung Jugendherberge, nicht ohne jedoch noch eine weitere Düsseldorfer Spezialität zu kosten: Killepitsch. Ein 42%iger Kräuterschnaps, von dem mir Nicholas schon den ganzen Freitag vorgeschwärmt hatte. Lecker, auch wenn wir ihn in der außergewöhnlich milden Oktobernacht nicht zum Aufwärmen gebraucht haben.

Zurück in der Herberge plauschte man dann wieder mit den Zurückgebliebenen, nahm sich noch ein Bierchen aus dem Kühlschrank oder arbeitete gewissenhaft an der Zukunft von Haiku... :)

Nach einer entspannten Nacht auf einer etwas zu weichen Matratze gings am Sonntag nach einem üppigen Frühstückbuffet dann ähnlich weiter wie am Tag zuvor.

Am Nachmittag präsentierte Bas de Lange, der wie schon öfters mit dem Radl aus Holland zu BeGeistert anreiste, das freie Betriebssystem seiner Wahl: Syllable.
Neben dem auf AtheOS basierenden Desktop existiert auch eine Serverversion, die einen Linux-Kernel nutzt. Ein wichtiges Element bei dessen Entwicklung ist die Sicherheit, umgesetzt mit den in der akademischen Welt bekannten "Capabilities". Für mich war's etwas zu technisch, dafür traf es bei unseren Programmierern auf Interesse.
Bas beendete seinen Vortrag mit einer Einladung auf eine Syllable Veranstaltung in Holland. Wer also mal umgekehrt dort als Haiku Abgesandter erscheinen will, kann sich ja schonmal sein Rad schnappen und anfangen zu trainieren. :)

Später am Nachmittag kam André Meissner durch die Reihen, um über BeFAN zu sprechen und ggf. neue Mitglieder zu werben. BeFAN ist gerade dabei die letzten bürokratischen Hürden zu nehmen, um sich zur HSA, der "Haiku Support Association", zu wandeln. Ziel ist es eine internationale Plattform zu bieten, um Haiku zu fördern. Zunächst geschieht das durch BeGeistert und den darauf folgenden Haiku Code Sprint. Mit dem bescheidenen Beitrag von 3 EUR/Monat und natürlich gern genommenen Spenden, sollen unter anderem Entwickler unterstützt werden, die sonst nicht zu BeGeistert bzw. dem Code Sprint kommen könnten. Welche Aktionen später noch in Angriff genommen werden, hängt in erster Linie von der Kreativität und Einsatzbereitschaft der Mitglieder statt.

Und dann verließ ich die Veranstaltung, um meinen Flieger zu erwischen.
Durch die Tips, die ich an der Rezeption bekam, war ich zügiger am Flughafen als die Hinfahrt erwarten ließ. Tip: Immer den SkyTrain nehmen und dann mit dem Regionalzug zum HBF fahren. Ist viel schneller als die siffige S-Bahn, die an einem halben dutzend Bahnhöfen hält. Fahrkarte Kategorie A, 2,20 EUR. Juut, juut, juut... :)

Das nächste BeGeistert soll voraussichtlich im April 2009 stattfinden. Ich freu mich schon!
Abschließend vielen Dank an Charlie Clark und André Meissner, die alle organisatorischen Hürden wiedermal mit Bravour gemeistert haben! Ach ja, und an meinen schwedischen Zimmerkollegen luroh, der mir mit etwas Shampoo aushalf weil meins am Flughafen aus Sicherheitsgründen kassiert wurde. Das war echt knapp! Was hätte da nicht alles passieren können...

4 Kommentare:

  1. Giuseppe hat einen ganzen Sack voll Bilder: http://www.haiku-os.it/image/tid/200

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  2. Hi Humdinger,

    jut jut jut.

    Klasse geschrieben.
    Obwohl ich hätte mir bei so etwas wichtigem wie Bierbrauen die ausfühliche Anleitung gewünscht ;-)

    cu next Begeistert (20)

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  3. > Obwohl ich hätte mir bei so etwas
    > wichtigem wie Bierbrauen die ausfühliche
    > Anleitung gewünscht ;-)

    Nee, det is doch n Jeheimnis! :)

    Lag ich jetzt eigentlich richtig mit "Matthias"?

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